Was uns als Initiative für das Bürgernetzwerk Viernheim wichtig ist, sozusagen als Grundsätze für eine funktionierende Stadtgesellschaft, sind die folgenden. Die Reihenfolge ist zufällig und stellt keine Ordnung dar!
Funktionierende Stadtgesellschaft
Gemeinschaft und aktive Bürgerschaft
Bürger sollen Viernheim wieder als „ihre Stadt“ erleben, sie mitgestalten, Ideen einbringen, mitreden, gefragt werden, mitentscheiden und damit aktiv zur Stadtgestaltung beizutragen. Politik und Stadtverwaltung sollen dafür die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, Dinge zulassen, aber auch ganz einfach Räume und vielleicht sogar Geld zur Verfügung stellen. Bürgerbeteiligung wird zur Selbstverständlichkeit und ist nicht mehr nur ein formaler Akt, eine Methode, um vielleicht Präferenzen und Ideen abzufragen und dann doch etwas anderes zu machen.
Dabei soll eine Gemeinschaft entstehen, zu der man sich zugehörig fühlen kann. Für Vernemer, Viernheimer und für Leute, die neu nach Viernheim ziehen – also letztendlich alle, die in Viernheim wohnen und leben. Diese Gemeinschaft gibt Raum für Engagement, man kann dort mitmachen und vielleicht sogar ein Amt übernehmen, man kann aber auch nur an einzelnen Projekten oder Aktivitäten mitmachen, sich wieder ausklinken und später wieder dazu stoßen.
Transparenz und Evidenz
Um mitreden zu können, braucht man Einblick in Prozesse, in Fachwissen aus unterschiedlichen Disziplinen, in aktuelle Daten und vieles mehr. Wir laden Experten ein, die uns über relevante Themen berichten, machen Exkursionen, um uns anzuschauen, was andere machen, lernen gemeinsam. Öffentliche Daten zum Stand der Klimaentwicklung, Energieverbrauch, Infrastruktur, ein für alle verständlicher und übersichtlicher Haushaltsplan und andere Dinge laden ein, sich tiefergehend mit Themen zu beschäftigen, schaffen Möglichkeiten, politische Erfolge zu messen und wahrzunehmen. So bringen wir Transparenz in politisches Handeln.
Gleichzeitig schaffen wir damit die Voraussetzungen, wichtige Entscheidungen „evidenzbasiert“ zu treffen, also auf Basis von echtem Wissen und Daten, und damit nicht nur auf Bauchentscheidungen angewiesen zu sein. Ziel soll sein, „informierte Entscheidungen“ für Viernheim treffen zu können.
Dialog und Perspektivenvielfalt
Um gute Entscheidungen und gute Lösungen zu erreichen, brauchen wir das Gespräch und vielfältige Perspektiven. Nur mit vielen Stimmen – ob konservativ oder progressiv, ob jung oder alt, ob neu in Viernheim oder schon lange dabei – finden wir Lösungen, die möglichst für viele passen und so auf Akzeptanz stoßen. Wir müssen weg davon, dass eine kleine Elite Entscheidungen für alle trifft, die dann durchgepaukt werden müssen, weil sie nicht auf Akzeptanz stoßen. Das mag zunächst Zeit kosten, führt aber dann zu besseren Ergebnissen.
Eine Vision für Viernheim
Wir wollen ein positives Zukunftsbild von Viernheim erarbeiten. In welchem Viernheim wollen wir alle leben? Wie sieht eine solche Stadt aus? Welche Ziele hat eine solche Stadt? Ein Zukunftsbild verknüpft die verschiedenen guten bestehenden Ansätze, mit neuen Ideen, zu einem guten und stringenten Bild. Die Dinge müssen zusammenpassen und zeigen, dass man es als Stadt ernst meint.
Aktuell passt vieles nicht zusammen. Nehmen wir als Beispiel das Thema Fahrradstadt: Es reicht eben nicht aus, etwas rote Farbe auf die Straße zu streichen und sich dann plakativ zur Fahrradstadt aufzuschwingen. Es braucht ein durchgehendes Konzept dafür, mehr Menschen zu bewegen, das Fahrrad als vorteilhaftes und vielleicht sogar besseres Verkehrsmittel zu begreifen und zu nutzen. Dazu braucht es dann sinnvolle Fahrradwege, die Orte verbinden, die Fahrradfahrer anfahren, es braucht verlässliche Abstellplätze, bei denen man sicher sein kann, dass das Fahrrad auch noch da ist, wenn man zurückkommt, es braucht gute Anbindung an andere Verkehrsmittel etc. Eine „richtige“ Fahrradstadt bietet Lösungen für die Mobilitätsprobleme ihrer Bürger auf Basis des Fahrrads. Davon sind wir aktuell weit entfernt.
Oder als weiteres Beispiel den Klimaschutz: Es gibt ein politisch verabschiedetes Klimaschutzkonzept. Leider ist es ohne Bürgerbeteiligung entstanden. In diesem werden Entwicklungsziele festgeschrieben und ein Plan erstellt, wie diese Ziele zu erreichen sind. Es gibt ein paar Maßnahmen, die natürlich bejubelt werden, aber wie weit wir tatsächlich sind, wird nicht gemessen und weiß auch niemand. Für den Klimaschutz brauchen wir die Mitwirkung aller Bürgerinnen und Bürger, der Politik, der Stadt, der Stadtwerke, der Unternehmen und anderer Akteure. Alle müssen wissen, welchen Beitrag sie leisten sollen und auf den sie sich vielleicht selbst auch verpflichten. Die Zielerreichung wird auf Basis von Daten gemessen und für alle öffentlich zugänglich dargestellt.
Um das zu erreichen, brauchen wir ein Bild der Zukunft. Ein Bild davon, wie Viernheim in Zukunft aussehen soll, auf das wir gemeinsam hinarbeiten. Aktuell fehlt ein solches gemeinsames Bild. Es werden einzelne Maßnahmen propagiert und bejubelt, die aber miteinander wenig in Zusammenhang stehen und sich teilweise sogar widersprechen. Mit einem gemeinsamen Zukunftsbild lassen sich Entscheidungen im Zusammenspiel mit anderen Entscheidungen und Entwicklungen besser einordnen. Und jeder weiß, wohin die Reise gehen soll!
Ambitionierte Ziele
Die Stadt Viernheim hat vor langer Zeit mal Auszeichnungen für ihr besonderes Wirken in verschiedenen Bereichen erhalten. Der vom Land Hessen vor über 30 Jahren verliehene Titel „Brundtlandstadt“ ist ein Beispiel, es gab gute und vorbildliche Beteiligungsprozesse, die über die Stadtgrenzen Anerkennung fanden und verschiedenes mehr.
Viernheim soll sich ambitionierte Ziele setzen und (wieder) Vorbild werden für andere Kommunen! Klimaneutralität mit kürzerem zeitlichen Horizont, die sauberste Stadt, die sicherste Stadt, schnelle gelingende Integration von Flüchtlingen, die schönsten Ausflugsziele in der Region, bester Bildungsstandort, weithin bekannte Kulturveranstaltungen, einen neuen Stadtteil, der aus architektonischer Sicht heraussticht, aktuelle und zukünftige Wohnanforderungen berücksichtigt und ein anderes, attraktiveres Stadtleben ermöglicht und vorlebt, das schönste, architektonisch anspruchsvolle und aus Holz und Lehm gebaute, einer Brundtlandstadt würdige, moderne Rathaus in der Innenstadt, welches gleichzeitig wichtige Funktionen für die Innenstadt, für das gesellschaftliche Miteinander, für das Kulturleben etc. ist und ein Anziehungspunkt für alle Menschen aus Viernheim und der Region wird. Ambitionierte Ziele, die ein besonderes Engagement verlangen, können Menschen und Entwicklungen beflügeln. Es macht mehr Spaß, an etwas Besonderem mitzuwirken, als etwas Durchschnittlichem. Außerdem besteht die Chance, dafür auch zusätzliche Finanzmittel zu bekommen, wenn man nur zeigt, dass hier etwas entsteht, von dem andere lernen und profitieren können.
Vertrauen
Die letzte, vielleicht aber wichtigste Komponente ist Vertrauen! Vertrauen in die handelnden Personen, in Bürgermeister und Ersten Stadtrat, in die Politiker des Stadtparlaments, in die handelnden Personen. Dass sie es ernst meinen, dass sie einen nicht über den Tisch ziehen oder hintenrum noch eigene Ziele verfolgen. Vertrauen in Aufrichtigkeit und Echtheit der Personen. Vertrauen, dass man einbezogen wird, dass man ernsthaft mitreden kann, Vertrauen, dass das, an dem man hier mitwirkt, tatsächlich funktioniert. Aber auch Vertrauen in die Mitbürgerinnen und Mitbürger. Dass man an einem gemeinsamen Strang zieht, gemeinsam etwas erreichen kann.
Vertrauen ist letztendlich die Basis für alles weitere.
Unter dem Strich…
Unter dem Strich wollen wir, dass durch Viernheim ein Ruck geht, dass Zivilgesellschaft, Politik und Stadtverwaltung gemeinsam daran arbeiten, Viernheim auf ein zukunftsfähiges Niveau zu bringen. Das ist nur gemeinsam, mit guten Ideen und breiten Initiativen möglich.